5.1. Multidisziplinäre Teams
In einem multidisziplinären Ansatz für den Umgang mit Bildungsbenachteiligung und dem frühzeitigen Schulabgang werden schulische und außerschulische Fachkräfte zusammengebracht, einschließlich Psychologen, Sozialarbeiter oder Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen. Multidisziplinäre Teams sind in der Lage, bildungsbenachteiligten und von frühzeitigem Schulabgang bedrohten jungen Menschen in unterschiedlichster Weise zu helfen. Beispiele der Schwerpunktsetzung sind Beobachtung der sprachlichen Entwicklung von Kindern, psychische oder emotionale Unterstützung, Kompetenzentwicklung zur Mobbing-Prävention, Sozialarbeit bei Familien aus Randgruppen und Unterstützung bei der Erziehung für Eltern.
Bei der Einrichtung und Unterstützung multidisziplinärer Teams muss strategisch vorgegangen werden. Es ist von grundlegender Bedeutung, dass das multidisziplinäre Team einen kohärenten Ansatz für die komplexen Bedürfnisse des Lernenden entwickelt. Dabei geht es weniger darum, dass jedes Teammitglied allein an den eigenen Prioritäten arbeitet, sondern vielmehr darum, ein gemeinsames Verständnis in Bezug auf die Ergebnisse zu erlangen, die für jeden Lernenden erzielt werden sollen, und zu bestimmen, wie die Erfahrungen kombiniert und zusammengebracht werden können.
In Forschungsarbeiten wurde ermittelt, welche Schlüsselvoraussetzungen gegeben sein müssen, damit multidisziplinäre Teams wirksam arbeiten können. Dazu gehören unter anderem geeignete Führungsstrategien, Fähigkeiten zur integrativen Kommunikation und Konfliktlösungskompetenz. Die Entwicklung gemeinsamer Strategien und die Schaffung von genügend Zeit und Raum für ihre Umsetzung sind ebenfalls von grundlegender Bedeutung. Als Teil eines stellenübergreifenden Teams müssen die Experten unter Umständen ihre Ressourcen und Informationen über die Lernenden, mit denen sie arbeiten, austauschen, damit sie von der gegenseitigen Unterstützung profitieren können. Dabei müssen die Teams neue Vereinbarungen über den Austausch von Informationen abschließen und die Budgets einiger Maßnahmen gemeinsam verwalten. Aus Untersuchungen geht hervor, dass gezielte Interventionen für Lernende, die von frühzeitigem Schulabgang bedroht sind, besser wirken, wenn sie in der Schule durch multidisziplinäre Teams und/oder unter Mitwirkung externer Fachkräfte durchgeführt werden. Wichtig ist außerdem die Einbeziehung aller, die mit den Lernenden interagieren, von Familienmitgliedern und Geschwistern bis zu ehrenamtlichen Kräften usw.
Multidisziplinäre Teams müssen auf unterschiedlichen Ebenen intervenieren können – individuell, auf Gruppen-, Klassen- und Schulebene, in der Familie und auf Gemeinschaftsebene. Die Zusammensetzung und das Leitbild eines Teams müssen sorgfältig und unter Berücksichtigung der kulturellen Nähe zu Familien aus Randgruppen erarbeitet werden. Je nach Situation kann es erforderlich sein, ein multidisziplinäres Team ganz neu zu schaffen; es kann aber auch entsprechend den landesspezifischen und kommunalen Rahmenbedingungen sinnvoller sein, Teams auf Basis bereits bestehender Strukturen, Organisationen und Standorten in der Gemeinschaft zu bilden.
Weitere Informationen:
Downes, P., Multi/Interdisciplinary Teams for Early School Leaving Prevention: Developing a European strategy Informed by International Evidence and Research (Multi- bzw. interdisziplinäre Teams zur Prävention des frühzeitigen Schulabgangs: Entwicklung einer europäischen Strategie unter Verwendung internationaler Erkenntnisse und Forschung), NESET-Forschungspapier, 2011.
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