4.4. Lernen in der Familie
Beim „Lernen in der Familie“ geht es um Lernaktivitäten, an denen sich sowohl die Kinder als auch die erwachsenen Mitglieder einer Familie beteiligen (die auf den Lernfortschritt beider Gruppen ausgerichtet sind) und die die Lernkultur innerhalb der Familie stärken. Ein erfolgreiches Mittel zur Vorbeugung gegen den frühzeitigen Schulabgang ist die Anhebung des elterlichen Bildungsniveaus. Wenn sich Eltern selbst aktiv um ihre Weiterbildung bemühen, werden kulturelle und pädagogische Interaktionen innerhalb der Familie auf mehreren Ebenen gefördert. Durch das Lernen in der Familie gewinnen Eltern Selbstvertrauen, stärken ihre eigenen Gestaltungsmöglichkeiten und nehmen aktiver an der Schulbildung ihrer Kinder teil. Sie fühlen sich außerdem besser in der Lage, ihren Kindern beim Lernen zu Hause zu helfen. Gleichzeitig erhalten die Schüler mehr Möglichkeiten, um mit ihren Eltern zu lernen. Das wiederum führt zu einem größeren schulischen Engagement und zu besseren Leistungen der Kinder.
Untersuchungen zufolge wirkt sich die Einbeziehung der Familien in Alphabetisierungsprogramme entscheidend auf die Verbesserung der Lese-, Schreib- und Rechenkompetenz von Kindern und Erwachsenen aus. Eines der zentralen Ergebnisse eines europäischen Forschungsprojekts ist, dass familienorientierte Alphabetisierungsprogramme äußerst kosteneffizient sind, und zwar sowohl im Hinblick auf die Verbesserung der Lese- und Schreibfähigkeit der Kinder selbst, als auch bezüglich der Fähigkeit der Eltern, ihre Kinder zu unterstützen. Solche Programme sollten unbedingt auf die Lese- und Schreibfördermaßnahmen im Schulunterricht abgestimmt werden und diese ergänzen.
Daneben sollte eine Reihe zusätzlicher, auf die Bedürfnisse spezifischer Gruppen abgestimmter Programme vorgesehen werden, unter anderem für Familien mit geringem Einkommen und ethnische Minderheiten. Ziel dieser Programme sollte zum einen die Verbesserung der Lese- und Schreibkompetenz der Kinder und ihrer sozio-emotionalen Entwicklung sein. Zum anderen sollten sie die Fähigkeit der Eltern fördern, ihre Kinder beim Lernen zu unterstützen. Die Verbesserung allgemeiner elterlicher Kompetenzen ist ebenfalls ein wesentlicher Bestandteil des Lernens in der Familie. Daher sollten entsprechende Programme so früh wie möglich in der kindlichen Entwicklung ansetzen. Eine angemessene Finanzierung, die Qualität der Programme und Partnerschaften zwischen wichtigen Akteuren gelten als Schlüssel zum langfristigen Erfolg von familienorientierten Lernprogrammen.
Weitere Informationen:
Carpentieri, J., Fairfax-Cholmeley, K., Litster, J., Vorhaus, J., Family literacy in Europe: Using parental support initiatives to enhance early literacy development, (Alphabetisierung von Familien in Europa: Initiativen zur Unterstützung von Eltern für eine bessere Frühförderung der Lese- und Schreibkompetenz) NRDC, Institute of Education, London, 2011.
Gruppe hochrangiger Sachverständiger für Alphabetisierung der EU, Final Report (Abschlussbericht), Brüssel, 2012.
EUCIS-LLL, Policy debate on Intergenerational learning for inclusive societies (Politische Debatte über generationenübergreifendes Lernen für inklusive Gesellschaften), März 2015.
NIACE, Family Learning Works: The Inquiry into Family Learning in England and Wales,(Lernen in der Familie funktioniert: Studie über Lernen in der Familie in England und Wales), 2013.
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