Schulischer Erfolg und das Risiko des frühzeitigen Schulabgangs hängen sehr stark von dem sozioökonomischen Hintergrund eines Lernenden ab. Die Auswirkungen des sozioökonomischen Status sind in allen Bildungs- und Ausbildungssystemen Europas klar erkennbar. Kinder aus schwachen sozioökonomischen Verhältnissen nehmen seltener an der frühkindlichen Bildung und Betreuung teil als Kinder aus weniger benachteiligten Gruppen. Der anfängliche Nachteil kann sich im Laufe der Schulzeit noch verschärfen, wenn die betroffenen Kinder keine zusätzliche Förderung erhalten, um ihre Bildungslücke zu schließen. Die gleiche Teilhabe an qualitativ hochwertiger frühkindlicher Bildung und Betreuung wird jedoch zu den wirksamsten Ansätzen für die Bekämpfung sozioökonomischer Ungleichheiten bei den Bildungserfolgen gezählt.
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Die PISA-Studie der OECD zeigt eindeutig, dass der elterliche sozioökonomische Hintergrund ein Schlüsselfaktor für den Erwerb von Grundfertigkeiten in Mathematik und Sprachen ist. So ist beispielsweise der Anteil der Lernenden mit Leistungen unter dem Mindeststandard im Bereich Mathematik im unteren Viertel des sozioökonomischen Index am höchsten.
Der Einfluss von sozioökonomischem Status, familiärem Hintergrund und häuslichem Lernumfeld wird von einer Generation zur nächsten weitervererbt. Ein ausgeprägter generationenübergreifender Effekt auf den Bildungsstand gilt als Zeichen dafür, dass ein Bildungs- und Ausbildungssystem bei der wirksamen und allgemeinen Maximierung von Bildungschancen für Alle versagt. In diesem Kontext ist das Lernen in der Familie eine Möglichkeit, diesen lange bestehenden Zusammenhang zu durchbrechen.
Strategien zur Bekämpfung der Bildungskluft können unterschiedliche Maßnahmen umfassen wie die Abschaffung sozioökonomischer Trennung zwischen und in den Schulen, spätere Aufteilung der Schüler in die verschiedenen Bildungswege, Ausbau der Lernmöglichkeiten in und außerhalb der Schule und Begrüßung und Förderung der elterlichen Einbeziehung bereits in frühen Phasen der Bildung.
Ein erster Schritt zur Gewährleistung von Chancengleichheit beim Zugang zu Bildung ist es jedoch, diese Lernenden mit materieller und/oder finanzieller Hilfe zu versorgen, damit sie regelmäßig die Schule besuchen können. Dazu gehören kostenloser Transport, Bücher, Unterkünfte oder Stipendien für ältere Lernende und Kinderbetreuungsangebote für minderjährige Mütter. Auch kostenlose Mahlzeiten, auch jenseits der regulären Schulverpflegung, sind in Verbindung mit zusätzlichen Lernaktivitäten zur Unterstützung von sozioökonomisch benachteiligten Kindern geeignet.
Weitere Informationen:
Europäische Kommission, Education and Training Monitor 2015 (Bildungs- und Ausbildungsmonitor 2015), Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union, Luxemburg, 2015.
Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission, Reading Literacy in EU Countries: Evidence from PIRLS (Lesekompetenz in EU-Ländern: Erkenntnisse aus der Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung), JRC wissenschaftliche und politische Berichte, Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union, Luxemburg, 2013.
Heckman, J.J., Invest in early childhood development: Reduce deficits, strengthen the economy (Investition in die frühkindliche Entwicklung: Mängel beschränken, die Wirtschaft stärken), The Heckman Equation (Die Heckman-Gleichung), National Institute for Early Childhood Education Research, New Brunswick, NJ, 2012.
Lavrijsen, J. und Nicais, I., Educational tracking, inequality and performance. New evidence using differences-in-differences (Streaming, Ungleichheit und Leistung. Neue Nachweise durch die Differenz-von-Differenzen-Methode), VFO-SSL, Leuven, 2014.
OECD, Low-Performing Students: Why They Fall Behind and How to Help Them Succeed (Schwache Schüler: Warum sie zurückfallen und was man für ihren Erfolg tun kann), OECD, Paris, 2016.
OECD, Equations and Inequalities, Making Mathematics Accessible to All (Gleichungen und Ungleichheiten: Mathematik für Alle), OECD, Paris, 2016.
OECD, Starting Strong IV: Monitoring Quality in Early Childhood Education and Care, (Ein starker Anfang IV: Qualitätsüberwachung in der frühkindlichen Bildung und Betreuung), OECD, Paris, 2015.
OECD, PISA 2012 Results: Excellence through Equity, Giving Every Student the Chance to Succeed, Band II (PISA-Ergebnisse 2012: Spitzenleistung durch Gerechtigkeit. Gleiche Erfolgschancen für jeden Schüler), OECD, Paris, 2013.
OECD, Equity and Quality in Education: Supporting Disadvantaged Students and Schools, (Bildungsgerechtigkeit und Bildungsqualität: Unterstützung benachteiligter Schüler und Schulen) OECD, Paris, 2012.