3.10. Gezielte Förderung: Sonderpädagogischer Förderbedarf und Lernschwierigkeiten
In Studien und im Rahmen EU-politischer Maßnahmen wird die inklusive Bildung als Voraussetzung für die Qualität und Chancengleichheit im Bildungswesen bezeichnet. Laut Artikel 24 des Übereinkommens der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen bietet inklusive Bildung für Menschen mit Behinderungen die besten Chancen. Zur Unterstützung der Rechte von Menschen mit Behinderung müssen die Länder die medizinischen Modelle, im Rahmen derer Behinderungen als Beeinträchtigungen definiert werden, und soziale Modelle einführen, in denen die Bedeutung der Chance auf Inklusion unterstrichen wird.
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Die Europäische Agentur für sonderpädagogische Förderung und inklusive Bildung betrachtet inklusive Bildung als einen systemischen Ansatz zur Bereitstellung eines hochwertigen Bildungsangebots in Regelschulen, das den schulischen und sozialen Bedürfnissen aller Lernenden in der lokalen Gemeinschaft einer Schule wirksam gerecht wird. Der Inklusionsprozess sollte daher auf den Kapazitätsausbau der Regelschulen ausgerichtet sein, damit sie der Vielfalt der Lernerbedürfnisse entsprechen, anstatt zusätzliche Ressourcen ausgewählten (definierten) Gruppen in getrennten Umgebungen bereitzustellen.
Wirksame Förderung für Lernende mit Behinderungen und Lernschwierigkeiten basiert auf einem ganzheitlichen Schulansatz, der Folgendes umfasst: eine klare Schwerpunktsetzung auf Lernen für Alle; Anerkennung unterschiedlicher Arten von Leistungen (nicht nur des schulischen Erfolgs); wirksame und aufgeteilte Schulleitung; Zusammenarbeit von Schulen mit der lokalen Gemeinschaft; Beteiligung der Lernenden und ihrer Familien an Entscheidungen in Bezug auf ihr eigenes Lernen.
Folgende Unterrichtsansätze für Lernende mit Behinderungen und Lernschwierigkeiten haben sich als erfolgreich erwiesen:
- zusätzliche Unterrichtszeit und Unterrichtsunterstützung – Coaching in Kleingruppen oder für Einzelne sowie teamgestützter oder kooperativer Unterricht (der Lehrkraft eines Regelfachs wird ein Lehrer mit sonderpädagogischer Erfahrung zur Seite gestellt.): Verlängerung des Schultags oder der Schuljahre und interaktive Gruppen zur Verbesserung der Förderung der Lernenden in der Klasse;
- flexible und heterogene Gruppeneinteilung der Lernenden mit der Möglichkeit, die im regulären Unterricht verbrachte Zeit flexibel zu regeln; Flexibilität bei der Anpassung des Unterrichtsumfelds und Förderung der Steigerung und Diversifikation relevanter Interaktionen zwischen unterschiedlichen Lernerarten;
- Strukturierter Unterricht zur besseren Nutzung der verfügbaren Zeit, und um zu gewährleisten, dass alle Lernenden verstehen, was von ihnen erwartet wird. (Diese Methode hat sich insbesondere bei Lernenden mit einer Autismus-Spektrum-Störung bewährt);
- zusätzliche Förderung beispielsweise in Form von Coachingim effektiven Lernen oder Schaffung von Möglichkeiten für ein aktiveres Lernen (z. B. kooperative Problemlösung). Vor allem kooperatives Lernen und gegenseitige Unterstützung haben sich für alle Lernenden als vorteilhaft erwiesen. Auch Informations- und Kommunikationstechnologien im Unterricht werden genutzt, um das Engagement der Lernenden zu stärken:
- Prävention alle Arten von Gewalt und/oder Diskriminierung gegenüber Schülern mit Behinderungen im Rahmen eines gemeinschaftsbasierten Modells für die Konfliktvermeidung in der Schule. Präventionssysteme, Diagnosedienste und psychologische Beratung sollten nach Möglichkeit in derselben Bildungseinrichtung zugänglich für Alle sein.
Weitere Informationen:
Ainscow, M., Special Needs in the Classroom: A Teacher Education Guide (Behinderungen im Klassenzimmer: Ein Lehrerhandbuch), UNESCO Publishing, Paris, 2004.
Europäische Agentur für die Entwicklung der Sonderpädagogik, Organisation of Provision to Support Inclusive Education: Literature Review, (Organisation der Bereitstellung zur Förderung der inklusiven Bildung: Rezension), Europäische Agentur für die Entwicklung der Sonderpädagogik, Brüssel, 2013.
Europäische Agentur für sonderpädagogische Förderung und inklusive Bildung und ihre Projekte
Flecha, R., Successful Educational Action for Inclusion and Social Cohesion in Europe (Erfolgreiches pädagogisches Handeln für die Inklusion und den sozialen Zusammenhalt in Europa), Springer Publishing Company, Heidelberg, New York, Dordrecht London, 2015.
Molina, S. und Rios, O., Including students with disabilities in Learning Communities (Inklusion von behinderten Schülern in Lerngemeinschaften), Psychology, Society & Education, Band 2, Nr. 1, 2010, S. 1-11.
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