Die Berufsorientierung und -beratung sollte schon in den frühesten Phasen der Schulbildung in die Lehrpläne integriert werden. Aus Untersuchungen geht hervor, dass Schüler eher in der Schule bleiben und sich stärker für ihre Bildung einsetzen, wenn sie konkrete Berufspläne haben. Es kann auch als eigenes Schulfach oder fächerübergreifendes Thema in den Lehrplan eingebunden werden. Bei wirksamen Ansätzen werden häufig unterschiedlichste schulische und außerschulische Aktivitäten kombiniert. Diese können Programme für Berufspraktika, Hospitationen, Planspiele zur Berufswahl oder Schnupperkurse bei anderen Bildungsformen beinhalten, im Rahmen derer sowohl reguläre als auch alternative Bildungswege (wie berufliche Bildung und Weiterbildung am Arbeitsplatz) gefördert werden können.
Shutterstock.com
Die Lehrkräfte spielen eine wichtige Rolle dabei, die Lernenden dazu zu ermutigen, ihre Interessen zu verfolgen sowie die Fähigkeiten und Kompetenzen zu erwerben, die sie für die Verwirklichung ihrer Berufswünsche benötigen. Außerdem müssen für eine wirksame Berufsorientierung auch andere Akteure mobilisiert werden (Schülerberater, Eltern und Arbeitgeber).
Laut einer Studie der RESL.eu (Reducing Early School Leaving in Europe – Senkung der Schulabbrecherquote in Europa) aus dem Jahr 2016 über alternative Bildungswege kompensiert berufspraktisches Lernen den Mangel an praktischem Lernen in der allgemeinen Bildung in der Schule und kann frühzeitige Schulabgänge vermeiden. Für viele Schüler kann das berufspraktische Lernen aufgrund des praktischen und häufig reiferen Lernkontexts wichtiger sein. Trotzdem wird jungen Menschen häufig erst berufspraktisches Lernen vorgeschlagen, wenn sie bereits einige negative Schulerfahrungen hinter sich haben und/oder sich aus der Ausbildung zurückgezogen haben. Sowohl Lernende als auch Mitarbeiter bemängelten in dieser Studie, dass die Mitarbeiter, selbst wenn es sich um spezialisierte Berufsberater handelt, nicht immer ausreichend Kenntnis über die Option des berufspraktischen Lernens haben und daher nicht rechtzeitig die korrekten Informationen über die dualen Ausbildungsoption im Laufe der Schullaufbahn erteilen können.
Weitere Informationen:
Europäisches Netzwerk für die Politik der lebensbegleitenden Beratung (ELGPN), Early School Leaving and Lifelong Guidance, Concept Note No. 6 (Frühzeitiger Schulabgang und lebensbegleitende Beratung, Konzeptpapier Nr. 6), unter Koordination der Universität Jyväskylä, Finnland, 2015 (siehe http://www.elgpn.eu/publications/browse-by-language/english/elgpn-concept-note-no.-6-early-school-leaving-and-lifelong-guidance/).
Europäische Kommission, Piloting Youth Guarantee – partnerships on the ground, Case study: Helping at-risk youth to prepare and guide them into positive post-school outcomes (Steuerung der Jugendgarantie – Partnerschaften vor Ort, Fallstudie: Förderung und Begleitung gefährdeter Jugendlicher auf dem Weg zu positiven nachschulischen Ergebnissen), Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union, Luxemburg, 2015.
Europäische Kommission/EACEA/Eurydice/Cedefop, Tackling Early School Leaving from Education and Training in Europe: Strategies, Policies and Measures (Bekämpfung eines vorzeitigen Ausscheidens aus der allgemeinen oder beruflichen Bildung in Europa: Strategien, Verfahren und Maßnahmen), Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union, Luxemburg, 2014.
Nouwen, W., Clycq, N., Braspenningx, M. und Timmerman, C., Cross-case Analyses of School-based Prevention and Intervention Measures (Fallübergreifende Analysen von schulischen Präventions- und Interventionsmaßnahmen), Projektarbeit 6, RESl.eu Project, Studienzentrum für Migration und Interkulturalität, Universität von Antwerpen, 2016.
Cedefop, Stronger VET for better lives: Cedefop's monitoring report on vocational education and training policies 2010-14 (Stärkere Aus- und Weiterbildung: Cedefop-Überwachungsbericht über Maßnahmen für die Aus- und Weiterbildung 2010-2014), Cedefop-Referenzreihe, Nr. 98, Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union, Luxemburg, 2015.
Elffers, L., The transition to post-secondary vocational education: Students’ entrance, experiences, and attainment (Übergang zur Ausbildung nach Schulabschluss: Eingang, Erfahrungen und Leistung von Schülern) Ipskamp Drukkers, Enschede, 2011.
Van Praag, L., Nouwen, W., Van Caudenberg, R., Clycq, N. & Timmerman, C., Cross-case Analysis of Measures in Alternative Learning Pathways (Fallübergreifende Analyse von Maßnahmen im Bereich des alternativen Lernens), Studienzentrum für Migration und Interkulturalität, Universität von Antwerpen, 2016.