3.1. Wohlbefinden der Lernenden
Im Rahmen ganzheitlicher Schulansätze darf das Schulklima insgesamt nicht aus dem Blick geraten. Ein sicheres und fürsorgliches Lernumfeld fördert positive Beziehungen für und zwischen Lehrkräften, Schulmitarbeitern und Lernenden. Ein sicheres, einladendes und anregendes physisches Umfeld, sowie Sport und regelmäßige körperliche Betätigung für alle Lernenden sind von großer Bedeutung. Die Schulen können Konfliktmanagement in den gemeinsamen Räumen der Schule einrichten, um eine Kultur des Dialogs und der Vielfalt zu fördern. Diese Lern- und Umgebungsbedingungen tragen zur Schaffung eines positiven Klimas und zur Bildung eines Zugehörigkeitsgefühls bei allen Lernenden bei.
Shutterstock.com
Alle Lernenden, aber insbesondere Schüler mit Lernschwierigkeiten oder Behinderungen oder Schüler in einer problematischen persönlichen, sozialen oder emotionalen Lage müssen leicht Zugang zum Lehrpersonal und anderen Fachkräften haben, die sie in ihrer schulischen und persönlichen Entwicklung unterstützen können. Im Rahmen von Beratung und Mentoring kann eine Berufsorientierung geboten werden, während kulturelle und außerunterrichtliche Aktivitäten wichtig für die Entwicklung der sozialen und persönlichen Fähigkeiten sind.
Ein breites Förder- und Beratungsangebot, das auf einer ganzheitlichen Sicht des Individuums beruht, kann auch soziale und familiäre Dienste umfassen. Außerdem sollten die Auswirkungen kritischer Lebensereignisse (einschließlich traumatischer Ereignisse) auf die persönliche Entwicklung eines jungen Menschen berücksichtigt werden. Diese sollte eine emotionale und psychologische Unterstützung umfassen, die in der Schule oder in Abstimmung mit lokalen Behörden und Diensten geleistet werden kann. Ziel sollte es dabei sein, Selbstbewusstsein, Vertrauen und Motivation bei den Lernenden aufzubauen, damit junge Menschen ihre Zukunft positiver sehen können. Peer Coaching und Mentoring können ebenfalls einen wirksamen Beitrag zur sozio-emotionalen Unterstützung leisten.
Die Lehrkräfte und anderen Schulmitarbeiter sollten Fortbildungsmöglichkeiten erhalten, damit sie Lernenden helfen können, die eine besondere emotionale Unterstützung brauchen. Sie sollten wissen, welche Kommunikationswege ihnen zur Verfügung stehen, um persönliche Informationen über Lernende austauschen und zusätzliche Hilfe für sie organisieren zu können. Auch das emotionale Wohlbefinden des Personals sollte unterstützt werden.
Umfragen und Evaluationen zum Schulklima sollten bewusst und systematisch genutzt sowie unter Beteiligung aller Lehrer und Lernenden an der Schule durchgeführt werden. Die Lernenden sollten dabei in die Analyse und Planung einbezogen werden.
Die Schulen sollten außerdem über Anti-Mobbing-Strategien verfügen. Diese Strategien sollten alle Formen des Mobbings zum Gegenstand haben, einschließlich Cybermobbing, um ein sicheres Umfeld zu gewährleisten und wirksam gegen Verletzungen der Rechte des Kindes vorzugehen. Über wirksame Methoden gegen Mobbing und Viktimisierung an der Schule liegen zahlreiche Forschungsergebnisse vor. Gleichzeitig sollten Maßnahmen zum Kampf gegen erniedrigende Verhaltensweisen und Mobbing auf den schulspezifischen Rahmenbedingungen aufbauen.
Im Rahmen dieser Bewertung von Maßnahmen für die Prävention und die Beseitigung von Mobbing wurden qualitative und quantitative Daten aus 39 Schulen herangezogen. Sie hat acht Anti-Mobbing-Programme zum Gegenstand: die Farsta-Methode, Friends, Lions Quest, das Olweus-Programme, SET (Social Emotional Training – sozial-emotionales Training), School Comet (von COMmunication METhod – Kommunikationsmethode), School Mediation (Schulmediation) und Second Step (zweiter Schritt).
Alle Schulen setzten nicht nur eine, sondern stets eine Kombination mehrerer Maßnahmen und Programme ein. Sie vertraten die Ansicht, dass unterschiedliche Maßnahmen unterschiedliche Auswirkungen für Jungen und Mädchen und bei sozialem oder körperlichem Mobbing hatten. Keines der Programme alleine hatte besonders positive Auswirkungen. Die Schulen hatten eher Erfolg, wenn sie einen systematischen Ansatz unter Einsatz einer Kombination der Maßnahmen verfolgten. Die Evaluierung hat die Erfahrungen der Schulen mit den verschiedenen Programmen und den Beitrag zur Eindämmung des Mobbing zum Gegenstand.
Schwedisches Zentralamt für Schule und Erwachsenenbildung: Bewertung von Anti-Mobbing-Maßnahmen (Evaluation of anti-mobbing methods), (2011).
Weitere Informationen:
- Europäisches Forum für die Rechte des Kindes, The Role of Child Protection Systems in Protecting Children from Bullying and Cyberbullying (Die Rolle von Systemen zum Schutz von Kindern vor Mobbing und Cybermobbing), Brüssel, 17. und 18. Dezember 2013.
Farrington, D.P. & Ttofi, M., School-Based Programs to Reduce Bullying and Victimization: A Systematic Review (Schulbasierte Programme zur Bekämpfung von Mobbing und Viktimisierung: eine systematische Überprüfung, The Campbell Collaboration, Oslo, 2010.
Nouwen, W., Clycq, N., Braspenningx, M. und Timmerman, C., Cross-case Analyses of School-based Prevention and Intervention Measures (Fallübergreifende Analysen von schulischen Präventions- und Interventionsmaßnahmen), Projektarbeit 6, RESl.eu Project, Studienzentrum für Migration und Interkulturalität, Universität von Antwerpen, 2016.
Swedish National Agency for Education (Schwedisches Zentralamt für Schule und Erwachsenenbildung), Evaluation of anti-bullying methods: (Bewertung von Anti-Mobbing-Maßnahmen) Report 353, Skolverket, Stockholm, 2011.
Unicef, Rights Respecting Schools Award (Schulpreis für die Anerkennung von Rechten), Online-Plattform
Zusätzliche Lektüre:
Anderson, A. R., Christenson, S. L., Sinclair, M. F., & Lehr, C. A., Check and Connect: The importance of relationships for promoting engagement with school (Überprüfen und Verbinden: die Bedeutung der Beziehungen für die Förderung des Schulbesuchs), Journal of School Psychology, Band 42, 2004, S. 95-113.
Downes, P., The neglected shadow: Some European perspectives on emotional supports for early school leaving prevention (Der übersehene Schatten: einige europäische Perspektiven der emotionalen Unterstützung bezüglich der Vorbeugung des frühzeitigen Schulabgangs), International Journal of Emotional Education, Band 3 Nr. 2, 2011, S. 3-39.
Gresham, F. M., Evidence-based social skills interventions: Empirical foundations for instructional approaches (Evidenzbasierte Sozialkompetenzinterventionen: empirische Grundlagen für Lehransätze), In: Shinn, M.R. und Walker, H.M. (Hrsg.), Interventions for achievement and behavior problems in a three-tier model including RTI. (Interventionen für Leistungs- und Verhaltensprobleme in einem dreistufigen Modell einschließlich RTI), National Association of School Psychologists (Nationale Vereinigung der Schulpsychologen), Bethesda, MD, 2010, S. 337-362.
Scheel, M., Madabhushi, S. & Backhaus, A., The academic motivation of at-risk students in a counseling prevention programme (Die akademische Motivation von Risikoschülern in einem Beratungs- und Präventionsprogramm), The Counseling Psychologist, Band 37, 2009, S. 1147-1178.
Sinclair, M. F., Christenson, S. L. & Thurlow, M. L., Promoting school completion of urban secondary youth with emotional or behavioral disabilities (Förderung des Schulabschlusses bei urbanen Jugendlichen der Sekundarstufe mit emotionalen Behinderungen oder Verhaltensstörungen), Exceptional Children, Band 71 Nr. 4, 2005, S. 465–482.
Skinner, E.A. und Pitzer, J.R., Developmental Dynamics of Student Engagement, Coping, and Everyday Resilience (Entwicklungsdynamik von Engagement, Bewältigung und alltäglicher Belastbarkeit der Schüler), in Christenson, S.L., Reschly, A.L., Wylie, C. (Hrsg.), Handbook of Research on Student Engagement (Handbuch zur Forschung des Schülerengagements), New York, Springer, 2012, S. 21-44.
White, S. W. & Kelly, F. D., The school counselor’s role in school dropout prevention (Die Rolle des Schulberaters bei der Prävention des Schulabgangs). Journal of Counseling & Development, Band 88, 2010, S. 227–235.