JOPO – FLEXIBLE GRUNDBILDUNG

Finnland hat innovative Lehrmethoden und Lehrverfahren entwickelt, um individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden, und zwar durch aktivitätsbasiertes Lernen, Kleingruppenunterricht, Lernen am Arbeitsplatz und verschiedene Lernumgebungen zur Reduzierung von Schulabbrüchen.

JOPO® (flexible Grundbildung) ist ein Projekt, das 2006 vom finnischen Bildungsministerium ins Leben gerufen wurde. Sein Ziel besteht darin, neue Lehrmethoden und Lehrverfahren zu entwickeln, die dazu beitragen, die Zahl der Schulabbrüche zu reduzieren. Diese neuen Methoden gehen auf individuelle Bedürfnisse ein, u. a. durch aktivitätsbasiertes Lernen, Kleingruppenunterricht, Lernen am Arbeitsplatz und verschiedene Lernumgebungen. Die JOPO-Aktivitäten unterstützen Schülerinnen und Schüler beim Schulabschluss und bei der Bewerbung um Weiterbildung durch eine multiprofessionelle Zusammenarbeit, eine frühzeitige Intervention und eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Schule und Familie. JOPO richtet sich an Schülerinnen und Schüler der Klassen 7 bis 9 im Alter zwischen 13 und 15 Jahren. Im Jahr 2013 waren rund 1800 Schülerinnen und Schüler am Projekt JOPO beteiligt.

Die JOPO-Aktivitäten finden in kleinen Gruppen statt, die von einer Lehrkraft und einer anderen Fachkraft geleitet werden. Die Lehrkräfte sind in der Regel sonderpädagogisch ausgebildet und ihre Arbeitspartner sind im Allgemeinen Jugendarbeiter, Jugendbetreuer, Gemeindepädagogen oder Assistenten für besondere Bedürfnisse. Die wichtigsten Aktivitätsformen sind Kleingruppenunterricht und individuelle Betreuung, Lernen am Arbeitsplatz und potenzieller Unterricht in anderen Fächern in gewöhnlichen Unterrichtsgruppen. Weitere Aktivitäten umfassen Schullager und verschiedene Exkursionen, um den Team- und Gemeinschaftssinn zu fördern. Die Schülerinnen und Schüler nehmen auch an Lernformen und besonderen Kursen teil, die speziell auf sie zugeschnitten sind.

Die JOPO-Gruppen haben im Speziellen aktionsbasierte Lernmethoden entwickelt, bei denen ein fragenbasiertes, kooperatives und projektbasiertes Lernen anstelle eines von der Lehrkraft angeleiteten Lernens in den Vordergrund gestellt wird. Im Rahmen des JOPO-Projekts wurden zudem anstatt des fächerzentrierten Lernens ein thematisches Lernen sowie eine stärker bedarfsorientierte und situationsbezogene Zeitnutzung entwickelt. Die verschiedenen Gruppen legen den Fokus auf leicht unterschiedliche Dinge. In manchen Gruppen liegt der Fokus eher auf dem sonderpädagogischen und individuellen Lernen, während andere das Lernen am Arbeitsplatz bevorzugen. Die Aktivitäten einiger Gruppen konzentrieren sich auf das Lernen, das aus den Stärken und Interessen der Schülerinnen und Schüler abgeleitet wird sowie ihr Selbstbewusstsein, ihr Selbstvertrauen und ihre Zukunftsorientierung stärkt. In allen Gruppen nimmt die pädagogische Grundaufgabe, d. h. das Erlernen von grundlegenden Fähigkeiten zur Lebensbewältigung (Zeitmanagement, Arbeiten in der Gruppe) und von Sozialverhalten, sehr viel Zeit in Anspruch, zum Nachteil des eigentlichen Unterrichts.

Die häufigsten Gründe für die Einschreibung in eine JOPO-Gruppe sind Motivationsprobleme, das Bedürfnis, in einer kleinen Gruppe zu lernen, und schlechte Schulleistungen. Die Familien- und Lebenssituation der Schülerinnen und Schüler in den JOPO-Gruppen sind schwieriger als gewöhnlich, was sich durch psychosoziale Probleme und Unsicherheit äußert. In den Gruppen befindet sich auch ein überdurchschnittlich hoher Anteil von Kindern aus Familien mit nur einem Elternteil.

Die JOPO-Aktivitäten sind effektiv. Für nahezu 90 % der Schülerinnen und Schüler hat sich die Situation gegenüber dem Ausgangszustand verbessert. Was die Schülerinnen und Schüler betrifft, auf die dies nicht zutrifft, so war der Hauptgrund dafür, dass sie in ihrer Schulbildung selbst im Rahmen von JOPO keine Fortschritte erzielt haben, ihre äußert schwierige Familien- und Lebenssituation. JOPO konnte vor allem dazu beitragen, dass Schülerinnen und Schüler ein Schulabschlusszeugnis erworben haben, sich die Fehlzeiten verringert haben und sich die Lernmotivation verbessert hat.

Die Situation der Schülerinnen und Schüler wurde am stärksten durch die Arbeit in kleinen Gruppen sowie durch persönliche Unterstützung und Betreuung beeinflusst. Weitere wirksame Aktivitäten waren das Lernen am Arbeitsplatz, das sofortige Eingreifen bei Nichtanwesenheit und die verstärkte Zusammenarbeit zwischen Schule und Familie. In der Praxis waren die Unterschiede zwischen den verschiedenen JOPO-Verfahren gering und die Ergebnisse zeigen, dass die Effekte individuell sind, d. h. der Erfolg erklärt sich vielmehr durch den Hintergrund und die Lebenssituation der Schülerin bzw. des Schülers als durch den Einsatz bestimmter Handlungsmodelle im Rahmen des JOPO. Eine bestimmte Methode funktioniert also mit einigen Schülern, aber nicht mit anderen. Der differenzierende Faktor bei den erzielten Leistungen hängt davon ab, wie häufig eine Schülerin oder ein Schüler an nicht-traditionellen Aktivitäten, insbesondere Lernaktivitäten am Arbeitsplatz und Schullagern, teilgenommen hat. Die Schülerinnen und Schüler, die am meisten von JOPO profitiert haben, hatten mehrere Tage länger an diesen Aktivitäten teilgenommen als jene, die am wenigsten davon profitiert haben.

Die JOPO-Aktivitäten finden bereits dauerhaft Anwendung und wurden in das Gesetz über die Grundbildung und das Regierungsdekret aufgenommen.

Art
Praxis
Land
Finnland
Sprache
BG; CZ; DA; DE; EL; EN; ES; ET; FI; FR; HR; HU; IT; LT; LV; MT; NL; PL; PT; RO; SK; SL; SV
Schulebene
Grundschule; Sekundarstufe
Interventionsebene
Gezielt; Universell
Intensität der Intervention
Laufend
Finanzierungsquelle
Nationalregierung