2. Lehrerinnen und Lehrer
Zahlreiche Forschungsergebnisse belegen, dass das schulische Engagement der Lernenden in erster Linie dadurch beeinflusst wird, welche Unterstützung sie von den Lehrern erfahren. Dieser enge Zusammenhang wurde für das Wohlbefinden und die Einstellungen in sozialer, emotionaler und verhaltensbezogener Hinsicht beobachtet. Von Lehrern wird zunehmend erwartet, dass sie zu „Lernbegleitern“ werden. Indem sie alle Lernenden motivieren, anleiten und kontinuierlich unterstützen, helfen die Lehrer ihren Schülern, selbstbestimmt und eigenverantwortlich zu lernen. Dazu müssen Lehrer starke und vertrauensvolle Beziehungen mit den Lernenden und ihren Eltern aufbauen.
Ebenso grundlegend sind die Fähigkeiten und Kompetenzen der Lehrkräfte, die nur im Rahmen einer herausragenden Lehrerprofessionalisierung erlangt werden können. Diese Bedingungen unterstützen die Entwicklung eines positiven Klassen- und Schulklimas. Das Lernen gewinnt dadurch eher an Bedeutung, und die Schüler bringen sich eher ein. Auch das Wohlergehen der Lehrer kann dadurch verbessert werden.
Die Lehrer haben jeden Tag Kontakt zu den Lernenden und können daher zu einem sehr frühen Zeitpunkt feststellen, ob die Lernenden demotiviert sind und/oder Lernschwierigkeiten haben; somit können sie schnell handeln und auf die Situation des Lernenden reagieren. Lehrer können auch dazu beitragen, dass Faktoren erkannt werden, die das Schulklima negativ beeinflussen, und Bereiche, in denen weitere professionelle Unterstützung benötigt wird.
In Studien wurden kürzlich die Vorteile der Zusammenarbeit zwischen Lehrern und anderen Experten hervorgehoben. Lehrer an Schulen mit einer kooperativen Kultur, in der sich die Kollegen gegenseitig unterstützen und auch die Unterstützung seitens des Schulleiters genießen und in denen die Gelegenheit zur aktiven Teilnahme an schulischen Entscheidungen besteht, berichten von einer höhere Zufriedenheit mit ihrem Arbeitsplatz. Die Zusammenarbeit unterstützt die professionelle Entwicklung und trägt zu einer Schulkultur auf Grundlage gemeinsamer Ziele, Motivationen, Aufgaben und Werte bei.
Lehrer verbessern ihr fachliches Urteilsvermögen im Laufe der Zeit, aber sie müssen auch kontinuierlich neue Fähigkeiten und Kompetenzen durch Fort- und Weiterbildung entwickeln. Darüber hinaus muss unter Umständen auch die Erstausbildung modernisiert und um neue Ansätze ergänzt werden.
Möglicherweise müssen Lehrer außerdem zusätzliche Unterstützung erhalten. Beispielsweise sind Mentoren für neue Lehrkräfte, Beratung und emotionale Unterstützung, mehr Zeit und Raum für Teamarbeit und den informellen Austausch zwischen Lehrkräften, Netzwerkarbeit mit Kolleginnen und Kollegen (Peers) aus anderen Schulen oder Hilfe bei der Stress- und Konfliktbewältigung von grundlegender Bedeutung. Diese Aspekte sind gerade auch für Lehrer wichtig, die unter besonders anspruchsvollen Bedingungen arbeiten, etwa an Schulen mit hohem Anteil bildungsbenachteiligter Schüler oder mit sehr heterogenen Lerngruppen.
Weitere Informationen:
Europäische Kommission, Strengthening teaching in Europe: New evidence from teachers compiled by Eurydice and CRELL, June 2015 (Stärkung von Erziehung und Unterricht in Europa: Neue Erkenntnisse aus der Befragung von Lehrern, zusammengestellt von Eurydice und CRELL, Juni 2015), Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union, Luxemburg, 2015.
Europäische Kommission/EACEA/Eurydice, The Teaching Profession in Europe: Practices, Perceptions and Policies (Der Lehrerberuf in Europa: Verfahren, Wahrnehmungen und Strategien), Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union, Luxemburg, 2015.
RESL.eu – Reducing Early School Leaving in Europe (Senkung der Schulabbrecherquote in Europa), ein vom 7. Rahmenprogramm finanziertes EU-Projekt, Projektblätter.
Weitere Lektüre:
Day, L, Mozuraityte, N, Redgrave, K, McCoshan, A., Preventing early school leaving in Europe: Lessons learned from second chance education (Prävention von frühzeitigen Schulabgängen in Europa: Erkenntnisse im Rahmen des zweiten Bildungswegs), Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union, Luxemburg, 2013.
Europäische Kommission, Schulpolitik: Ein ganzheitlicher Ansatz für die Schule zur Bekämpfung des Schulabbruchs, Allgemeine und berufliche Bildung 2020, Europäische Kommission, Brüssel, 2015.
McHugh, R, Horner, C, Colditz, J, Wallace, T., Bridges und Barriers: Adolescent Perceptions of Student-Teacher Relationships (Brücken und Barrieren: Vorstellungen Jugendlicher über die Schüler-Lehrer-Beziehungen), Urban Education, Band 48, Nr. 1, 2012, S. 9–43. doi:10.1177/0042085912451585.
Nairz-Wirth, E,, Feldmann, K., Diexer, B., Handlungsempfehlungen für Lehrende, Schulleitung und Eltern zur erfolgreichen Prävention von Schulabsentismus und Schulabbruch. Aufbruch zu einer neuen Schulkultur, Wirtschaftsuniversität Wien. Wien, 2012.
Nouwen, W., Clycq, N., Braspenningx, M. und Timmerman, C., Cross-case Analyses of School-based Prevention and Intervention Measures (Fallübergreifende Analysen von schulischen Präventions- und Interventionsmaßnahmen), Projektarbeit 6, RESl.eu Project, Studienzentrum für Migration und Interkulturalität, Universität von Antwerpen, 2016.