Um komplexen Problemstellungen wie dem frühzeitigen Schulabgang angemessen begegnen zu können, dürfen sich die Schulen nicht auf befristete und isolierte Maßnahmen beschränken; vielmehr müssen sie einen strategischen „ganzheitlichen Schulansatz“ (Whole-School Approach) verfolgen. Im Rahmen eines „ganzheitlichen Schulansatzes“ werden Schulen als kooperative Lernumgebungen betrachtet. Die ganze Schulgemeinschaft (Schulleiter, Lehrkörper und nicht zum Lehrkörper gehörende Mitarbeiter, Eltern und Familien) zusammen mit externen Interessenträgern übernehmen Verantwortung und helfen allen Lernenden dabei, ihre Fähigkeiten bestmöglich zu entwickeln.
Mit einem „ganzheitlichen Schulansatz“ wollen alle Interessenträger die Qualität und die Standards beim Lehren und Lernen verbessern. Bei diesem Ansatz wird das Ziel, die Lernenden bei der Entfaltung ihres individuellen Potenzials zu unterstützen, konsequent und systematisch auf allen Ebenen des schulischen Lebens gefördert: im Leitbild und im Lernumfeld; bei den Lerninhalten; beim Lehren, Lernen und Beurteilen; in den Beziehungen zum Gemeinwesen und zu anderen externen Akteuren usw. Alle Mitglieder der Schulgemeinschaft teilen die Vision, eine inklusive und an den Lernenden orientierte Bildung zu schaffen und sich an Prozessen zur Verbesserung der Schule zu beteiligen. Eine gute Planung, die Überwachung und Evaluation schulischer Prozesse und Verfahren sowie eine wirksame Bewertung des Lernens sind dabei entscheidend.
Eine wirksame Leitung und Steuerung sind erforderlich, damit Schulkultur und Leitbild stärker auf Gemeinsamkeit und Kooperation ausgerichtet werden und damit sich eine gute Zusammenarbeit mit dem weiteren Umfeld der Schule entwickelt. Die Schulleiter spielen dabei eine Schlüsselrolle. Strategien für ihre Anstellung, berufliche Entwicklung und Unterstützung sind grundlegend. Bei der Aus- und Weiterbildung von Schulleitern sollte insbesondere darauf abgestellt werden, wie wichtig kooperative Ansätze und die Einbindung von Familien und Gemeinschaften als Ressource für die Schule sind.
Auch in zentralisierteren Schulsystemen müssen die Schulen über ausreichend Flexibilität und Autonomie verfügen. Die Mitarbeiter der Schulen sind am ehesten in der Lage, die konkreten und zuweilen komplexen Bedürfnisse der Lernenden zu ermitteln und auf sie einzugehen sowie geeignete Unterrichtsmethoden und die Ansätze für die Umsetzung der Lehrpläne zu bestimmen.
Beispiel für einen ganzheitlichen Schulansatz: Irland
Das irische Ministerium für Bildung und berufliche Qualifizierung (Department of Education and Skills) fördert den ganzheitlichen Schulansatz durch eine Reihe von Initiativen. Dazu gehören die Entwicklung einer auf gemeinsamen Werten und Visionen gestützten Kultur in den Einrichtungen und die Schaffung eines multidisziplinären Ansatzes zur Unterstützung der Bedürfnisse der Lernenden sowie die Anregung der schulischen Akteure zu mehr gemeinsamer und individueller Reflexion. Diese Initiativen werden überwiegend in Partnerschaften mit anderen staatlichen Stellen und in Zusammenarbeit mit wichtigen Akteuren entwickelt und umgesetzt:
Literacy and Numeracy: National Strategy for Literacy and Numeracy (Nationale Strategie für Lese-, Schreib- und Rechenkompetenz)
Bullying: Anti-Bullying Procedures in School (Anti-Mobbing-Verfahren in Schulen)
Behaviour: Guidelines on Codes of Behaviour (Verhaltensleitlinien)
Well-Being of children 0-24 years old: 'Better Outcomes, Brighter Futures' national policy framework) (Das Wohl von Kindern zwischen 0 und 24 Jahren: Nationaler politischer Rahmen „Bessere Ergebnisse, bessere Zukunft“)
Social Inclusion: Delivering Equality of Opportunity in Schools (Soziale Inklusion: Chancengleichheit in Schulen)
Weitere Informationen:
Europäische Kommission, Ein ganzheitlicher Ansatz für die Schule zur Bekämpfung des Schulabbruchs: Politische Botschaften, Europäische Kommission, Brüssel, 2015.
Public Health England and Children and Young People’s Mental Health Coalition, Promoting children and young people’s emotional health and wellbeing: A whole school and college approach (Förderung der emotionalen Gesundheit und des Wohlbefindens von Kindern und Jugendlichen: ein ganzheitlicher Schul- und Hochschulansatz), PHE Publications, Vereinigtes Königreich, 2015.
Weitere Lektüre:
OECD, Improving School Leadership (Verbesserung der Schulleitung), Band I: Policy and Practice (Strategien und Verfahren), OECD, Paris 2008.
OECD, Improving School Leadership: The Toolkit (Verbesserung der Schulleitung: das Toolkit), OECD, Paris, 2008.
SYNEVA – Quality Assurance through Synergy of Internal and External Evaluation of Schools